Reinigung, Themen rund um die Hauswirtschaft
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Corona und die Hauswirtschaft

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Corona hat uns alle 2020 getroffen. Doch wie wirkt es sich auf die Hauswirtschaft aus? Und warum sollte gerade diesem Beruf noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden?

Beginn der Corona Pandemie

Als wir am 31.12.2019 auf das neue Jahr angestoßen haben, hätte vermutlich noch keiner so ein turbulentes Jahr erwartet. Corona kam Anfang des Jahres nach Deutschland. Die erste Welle führte zu Geschäftsschließungen. Immer mehr Firmen gingen ins Home Office. Statt persönlicher Gespräche, werden wichtige Meetings per Zoom veranstaltet. Betriebsfeiern fallen aus, jeder isoliert sich. Sicherlich für niemanden ein leichtes Jahr. Einige Branchen, wie die Veranstaltungs- oder Reisebranche trifft es besonders hart. Freiberufler geraten in Existensängste und Familien stehen vor organisatorischen Problemen, wie die Kinder während der Arbeitszeit zuhause versorgt werden können.

Und natürlich ging dieses Jahr auch nicht spurlos an der Hauswirtschaft vorbei. Die Menschen klatschten für Pflegepersonal, Ärzte, Fernfahrer und Kassierer. Doch die Hauswirtschaft, davon ist wieder einmal keine Rede. Ich finde an sich den Hintergedanken toll, dass man versucht über welchen Weg auch immer, seine Dankbarkeit solchen systemrelevanten Berufsgruppen auszusprechen. Ich finde es einfach schade, dass bei all diesen Debatten die Hauswirtschaft noch niemals erwähnt wird.

Hauswirtschaft, ein systemrelevanter Beruf

Was ist mit den Menschen, die in der Reinigung arbeiten? Was würde passieren, wenn sie ins Home Office gehen? Der Virus verbreitet sich schnell, Straßenbahnen werden nun regelmäßig während des Betriebes von einer externen Firma gereinigt und desinfiziert. Kontaktflächen müssen gereinigt werden, Stoffmasken werden gewaschen, Hygienekonzepte werden erarbeitet. Die Reinigung ist genauso systemrelevant, gerade in dieser Zeit. Ohne sie würden sich Viren und Keime noch mehr verbreiten, Oberflächen die nicht gereinigt werden bieten hierfür den idealen Nährboden.

HauswirtschafterInnen, die zusätzlich Hygienebeauftragte in einem Unternehmen sind, kümmern sich um die Einhaltung der Hygienestandards. Sie erstellten dieses Jahr aufwendige Hygienekonzepte angepasst an die neue Situation. Mit ihrer Fachkenntnis wissen sie genau, wie ein solches Konzept auszusehen hat und worauf man achten muss.

Damit möchte ich nicht sagen, dass man ohne diese Fortbildung kein vernünftiges Hygienekonzept erstellen kann, allerdings kennt sich eine Hauswirtschafterin mit dem Bereich der Reinigung zusätzlich aus und kann diese Theorie besser in die Praxis umsetzen aufgrund ihrer Erfahrung.

Ein Beispiel, warum Fachkenntisse einer Hauswirtschafterin so wichtig sind

Es sind kleine Dinge, die mir persönlich auch immer wieder aufgefallen sind. Tische werden ganz im Sinne des Konzeptes im Restaurant nach jedem Gast desinfiziert. Aber auch hier kann man einiges falsch machen.

Problem 1: Mithilfe einer Sprühflasche wird der Tisch besprüht.

  • Ein Zerstäuber wird in der Hauswirtschaft nicht mehr genutzt. Zum Einen bewirkt ein reines Einsprühen einer Oberfläche nicht, dass der gesamte Bereich desinfiziert ist. Durch den Nebel bilden sich kleinste Tröpcheninseln, die ohne verwischen mithilfe eines Tuches nie die gesamte Oberfläche benetzen. Zum Anderen ist ein ständiges Sprühen und Einatmen des Reinigers/des Desinfektionsmittels gesundheitsschädigend. Aggressive Reiniger sind nicht ohne Grund mit entsprechenden Gefahrensymbolen gekennzeichnet. Sprühnebel verfliegt zum Teil, weshalb auch Desinfektionsmittel verschwendet wird.

Problem 2: Es wird viel zu wenig Desinfektionsmittel genutzt.

  • Nicht nur auf Oberflächen, auch wenn man momentan in bestimmten Geschäften von einem Mitarbeiter einen Sprühstoß Desinfektionsmittel auf die Hand bekommt, ist die Menge meist viel zu gerinig, um sich die Hände wirklich vernünftig desinfizieren zu können. Im Grunde genommen, verteilt man die Bakterien und Viren auf der Haut nur. Für eine ausreichende Desinfektion muss eine Handmulde voll mit Desinfektionsmittel für beide Hände genutzt werden. Die Haut muss gründlich benetzt sein, ansonsten kann kein ausreichendes Ergebnis erwartet werden.

Problem 3: Der Tisch wird direkt trocken gewischt nach 5 Sekunden.

  • Flächendesinfektionsmittel hat immer eine bestimmte Einwirkzeit, die dringend eingehalten werden muss. Dies habe ich häufig in Restaurants oder auch beim Desinfizieren von Einkaufswägen beobachtet. Häufig geben die Hersteller an, eine Einwirkzeit von 30 Sekunden einzuhalten, ansonsten wird die Oberfläche nicht richtig desinfiziert.

Problem 4: Verschiedene Desinfektionsmittel für verschiedene Ansprüche.

  • Wichtig ist natürlich, dass man Handdesinfektion nicht für Flächen verwendet und andersrum. Denn Handdesinfektion beinhaltet häufig auch Duftstoffe und wirkt rückfettend, was Oberflächen nur zusätzlich mit einem Film belegen würde.
  • Das Desinfektionsmittel sollte VAH gelistet sein. Das heißt, dass es vom Verbund für angewandte Hygiene auf seine Wirksamkeit wissenschaftlich getestet wurde.
  • Wirkt das Desinfektionsmittel nur antibakteriell? Dann hilft uns das beim aktuellen Corona Virus rein gar nichts. Hier muss es mit der Bezeichnung begrenzt viruzid versehen sein, um den Corona Virus abzutöten.

Desinfektionsmittel sollte überlegt eingesetzt werden, ist es in jedem Bereich zwingend notwendig?

Viele Betriebe haben einen Desinfektionsplan, der genau beschreibt, wann die Hände und wann welche Oberflächen desinfiziert werden müssen. Zum Beispiel sollten in einem Krankenhaus Oberflächen mit häufigem Hautkontakt, wie Treppengeländer oder Türgriffe regelmäßig desinfiziert werden. Genauso medizinische Geräte oder in einem Seniorenheim Oberflächen, die durch Blut oder Kot kontaminiert sind. Betriebe in denen ich dieses Jahr unterwegs war, hatten Probleme, Desinfektionsmittel sowohl für die Hände als auch für die Fläche zu bestellen, die Preise stiegen unglaublich an und immer mehr Privathaushalte kauften Desinfektionsmittel.

Aber ist dies zwingend notwendig? Ich kann verstehen, dass viele Menschen Angst haben, allerdings sollte man nicht blind Vorräte an Desinfektion aufkaufen und zuhause alles desinfizieren, wo es überhaupt nicht notwendig ist. Und wiederum Krankenhäuser dann Probleme bekommen, weil ihre Vorräte zur Neige gehen. Ich habe eine kleine Flasche Flächendesinfektion zuhause. Und wofür nutze ich sie? Wenn eine Oberfläche mit Ausscheidungen kontaminiert ist. Aber für meine Türklinken, Lichtschalter und Tische nutze ich normale Reinigungsmittel. Denn diese sind für den Privathaushalt vollkommen ausreichend!

Was bedeutet Desinfektion?

Aber um diesen Gedanken nachzuvollziehen wäre es sinnvoll, sich erstmal Gedanken zu machen, was der Unterschied zwischen einer Reinigung und einer Desinfektion ist. Beim Reinigen werden Verschmutzungen auf Oberflächen entfernt mithilfe eines Reinigers und mechanischer Reibung. Bei der Desinfektion geht es darum, Mikroorganismen abzutöten bzw. zu inaktivieren.

Auch das Robert Koch Institut empfiehlt auf die Reinigung zurück zu greifen und Desinfektion nur in sensiblen Bereichen zu verwenden. Deshalb kann ich den momentanen Kaufwahnsinn von Desinfektionsmitteln für den Privathaushalt nicht nachvollziehen. Abgesehen davon, dass eine gründliche und regelmäßige Reinigung vollkommen ausreichend ist, kann starkes Desinfektionsmittel auch Oberflächen auf Dauer beschädigen, wie Fernseher oder Handys. Auch Kunststoff kann hierdurch blind werden.

Das Wissen der Hauswirtschaft sollte mehr einbezogen werden!

Dies sind nur einige Beispiele, die mir während der Pandemie immer wieder aufgefallen sind. Hier wäre ein Wunsch von mir, dass die Hauswirtschaft mehr öffentliches Interesse genießt und HauswirtschafterInnen auch als externe Berater hinzugezogen werden. Denn gerade während der aktuellen Lage können sie einen auf den Betrieb optimal abgestimmten Hygieneplan erstellen.

Ich bin auf die Reinigung eingegangen, nun befassen wir uns mit den anderen Bereichen, wo die Hauswirtschaft noch eingesetzt wird. Sei es bei der Textilpflege, der Zubereitung von Mahlzeiten oder leichten Betreuungsaufgaben. Seniorenheime funktionieren nicht ohne die Hauswirtschaft, ambulante Pflegedienste haben meist auch eine hauswirtschaftliche Abteilung. Diese Mitarbeiter gehen für ältere oder eingeschränkte Menschen einkaufen, reinigen ihr zuhause oder bereiten ihnen Gerichte zu. Menschen die sich momentan noch weniger hinaus trauen, sind umso dankbarer, dass die Hauswirtschaft ihnen Einkaufen und Besorgungen abnehmen kann. Und auch hier trägt die Hauswirtschaft viel Verantwortung. Sie muss auf die AHA-Regeln achten, die Kunden und sich selbst schützen.

Menschen im Seniorenheim können ihre Angehörigen kaum noch sehen, da ist natürlich neben den Pflegern auch die Hauswirtschaft immer da und kümmert sich, betreut sie und lässt sich neue Unterhaltung einfallen.

Der Beruf HauswirtschafterIn ist ein systemrelevanter Beruf! Ohne ihn würde vieles nicht laufen, Reinigungen und Versorgungen würden einbrechen. Home Office ist nicht möglich, wir setzen uns jeden Tag aufs Neue auch mit der Gefahr des ansteckenden Virus auseinander.

Ihr seid die Besten!

Deshalb möchte ich allen HauswirtschafterInnen für ihren Einsatz in diesem Jahr danken! Ihr seid ein unglaublich wichtiger Teil in diesem großen Ganzen. Wichtige Arbeiten würden ohne Euch liegen bleiben. Und ich wünsche mir, dass zukünftig auch wir dafür von der Gesellschaft mehr Anerkennung bekommen. Immerhin ist inzwischen auch eine kleine Coronaprämie bei der Caritas beschlossen worden. Viele HauswirtschafterInnen haben also auch eine Bonuszahlung bekommen. Aber ich denke Geld ist am Ende nicht alles, man sollte genauso eine angemessene Anerkennung und Respekt für den Job bekommen.

Für weitere Empfehlungen zur Reinigung im Privathaushalt während der Pandemie, lies hier weiter:

https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Reinigung_Desinfektion.html

Weitere Informationen findest Du außerdem bei der deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft e.V.:

https://www.dghev.de/die-dgh/news/artikel/post/detail/News/corona-und-die-hauswirtschaft-antworten-auf-covid-19/

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