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Digitalisierung und Hauswirtschaft. Passt das zusammen? Und inwieweit lässt sich die Hauswirtschaft digitalisieren? Wo gibt es bereits Digitalisierung? All das und einiges mehr kannst Du hier nachlesen.
Digitalisierung, was ist damit gemeint?
Ganz grundsätzlich ist mit der Digitalisierung gemeint, dass Informationen, welche physisch erfasst werden nun mithilfe von digitalen Technologien in speziellen Systemen aufgezeichnet werden.
Als Beispiel: Wo Du früher an der Supermarktkasse immer mit Bargeld bezahlt hast, kannst Du inzwischen auch mit Deinem Handy bezahlen.
Oder Wochenberichte in Deiner Ausbildung, welche Du inzwischen am PC tippst anstatt per Hand aufzuschreiben.
Der Schweinebraten, den Du für Deine Patienten im Ofen garst kann mithilfe eines Kerntemperaturfühlers perfekt fertig gegart werden. Der Ofen meldet sich von selbst sobald die gewünschte Temperatur erreicht ist.
Es gibt so viele Beispiele, klar ist dass mit Digitalisierung nicht nur gemeint ist, dass Schriftstücke inzwischen in Textdokumente am Computer erstellt werden. Auch Arbeitsabläufe, die von Maschinen/Robotern abgelöst werden fallen unter die Digitalisierung.
Wo steht die Hauswirtschaft?
Wie steht es nun um die Hauswirtschaft und die Digitalisierung? In der neuen Ausbildungsverordnung wird die Digitalisierung klar angesprochen. Der Datenschutz soll beachtet werden und der vertrauliche Umgang mit Daten erlernt werden. Ebenso sollen Informations- und Kommunikationssysteme angewendet werden. Da diese Punkte neu sind, steht diesbezüglich das Thema Digitalisierung in der Ausbildung noch am Anfang.
Allerdings gibt es schon viele Bereiche wo die Digitalisierung bewusst oder unbewusst stattfindet und voran schreitet.
Versorgung
In der Küche gibt es mehr Möglichkeiten zur Digitalisierung als Du denkst. Natürlich muss man bedenken, dass viele neue Technologien auch besonders bei der Neuanschaffung moderner Küchengeräte sehr kostspielig sind. Nicht jedes Seniorenheim hat ein Budget für solche Anschaffungen. Auch gibt es KüchenleiterInnen, die im Kochen das Handwerk sehen und nicht jede mögliche Technik haben wollen.
Speisenplanerstellung
Beginnen wir am Anfang. Ein Speisenplan soll erstellt werden. Als gelernte HauswirtschafterIn oder Azubi im 3. Lehrjahr beschäftigst Du Dich auch mit dieser Aufgabe. Und das ist je nach Einrichtung gar nicht so einfach. Ein Speisenplan muss eine Vielzahl an Kriterien erfüllen. Er muss abwechslungsreich, ausgewogen, nach DGE Standards und auch passend zum Budget erstellt werden. Und hinzu kommen die Unverträglichkeiten oder Sonderkostformen der einzelnen BewohnerInnen. Jetzt kann es sein, dass Du Dich hier einmal im Monat für hinsetzt und die nächsten 4 Wochen planst. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass diese Aufgabe extrem zeitintensiv ist. Wir hatten in meiner Ausbildung einen großen Rezepteordner, woraus ich Rezepte aussuchen konnte. Dann musste ich die Tage so mit Menüs (2-3 Gänge) belegen, dass sie abwechslungsreich waren. Und dazu kam, dass es mittags und abends ein warmes Gericht gab. Alles musste zusammen passen. Einmal die Woche sollte es Fisch geben. Auch musste ich bedenken, wie die Gerichte zubereitet werden. Vor-, Haupt- und Nachspeise , wo alle Gerichte lange im Backofen gegart werden müssen würden sich überschneiden. Ich hatte immer Spaß daran, allerdings muss ich dazu sagen, dass wir im Schnitt für ca. 40 Personen gekocht haben. Ein eher kleiner Betrieb also. In großen Betrieben ist dies nur schwer zu schaffen, der Speisenplan soll sich auch nicht alle 4 Wochen wieder exakt gleich wiederholen.
Dank der Digitalisierung ist es inzwischen möglich, dass Du mithilfe von bestimmter Software Speisenpläne automatisch erstellen lassen kannst. Hierfür müssen Daten, wie Personenanzahl, Unverträglichkeiten, Art der Kostformen, Besonderheiten etc. eingetragen werden. Das System kann nun automatisch nach DGE Standards Rezepte raussuchen, einen entsprechenden Speisenplan erstellen, Nährwerte berechnen und Mengen kalkulieren. Solche Softwares bieten auch Lebensmittellieferanten an, so z.B. Transgourmet .
Moderne Küchengeräte
Wie oben erwähnt gibt es Öfen mit Kerntemperaturfühler, die kontinuierlich die Temperatur messen und das Programm selbstständig anpassen. Und auch Kühlschränke mit Kameras und regelmäßiger Temperaturmessung und Dokumentation sind bereits auf dem Markt. In hauswirtschaftlichen Betrieben ist mir ein solcher Kühlschrank noch nicht aufgefallen. Allerdings könnte er zukünftig einiges an Arbeitskraft einsparen. Produkte werden automatisch erfasst und auf deren Haltbarkeit überprüft. Geringe Warenbestände können direkt an das Smartphone der zuständigen Angestellten vermittelt werden. Sie kann dann per App eine Lieferung aufgeben. Lebensmittel die drohen abzulaufen können mittels App gerettet werden, indem diese ein passendes Rezept vorschlägt.
Bosch hat im Jahr 2018 einen Projektor rausgebracht, welcher das Bild des Handydisplays auf die Küchenplatte projiziert. So kann ich quasi mein Handy auf der Arbeitsplatte bedienen, ohne es zu berühren. Mehr dazu erfährst Du hier.
Möglich wäre auch, dass zukünftig mithilfe eines Scanners Lebensmittel bei der Wareneingangskontrolle direkt auf ihre Frische hin überprüft werden können. Besonders bei verpackten Lebensmitteln wie Fleisch wäre das eine gute Möglichkeit. (Mehr zum Scanner findest Du hier)
Hygiene und Digitalisierung
Wenn Du ein Zimmer grundreinigen sollst, machst Du dies anhand einer Papier Checkliste? Auch hier kann man durch die Digitalisierung in der Hauswirtschaft nicht nur Zeit, sondern auch wertvolles Papier sparen. So könnten Checklisten erstellt werden, die die HauswirtschafterIn am Mobilgerät abhaken kann. Gleichzeitig wäre es möglich, diese Checkliste in einer Cloud zu bewahren, sodass die Hauswirtschaftsleitung die Checkliste überprüfen kann und somit direkt auf dem aktuellen Stand ist.
Stichprobenartige Kontrollen könnten nun statt nur nach eigenem Ermessen auch mithilfe von Bakterienprüfgeräten gemessen und erfasst werden.
Reinigungsroboter erfreuen sich jetzt bereits großer Beliebtheit besonders im Privathaushalt. Diese erstellen eigenständig einen Grundriss und können jederzeit über eine App losgeschickt werden zum saugen oder sogar wischen.
Betreuung und Digitalisierung
Arbeitest Du beispielsweise in einem Seniorenheim ist es schwer vorstellbar Betreuungsleistungen zu digitalisieren. Doch Möglichkeiten gibt es, ob diese sich durchsetzen ist allerdings fragwürdig. So könnten z.B. Fitnessarmbänder regelmäßig den Blutdruck messen, mögliche Schlafprobleme aufdecken und den Bewohner direkt per Audio an das Trinken erinnern. Hier ist allerdings zu erwähnen, dass es vorkommen kann, dass einzelne Bewohner hiermit überhaupt nicht zurecht kommen und sich eher von einer Stimme aus dem Nichts erschrecken würden. Möglichkeiten gäbe es somit, man müsste es ausprobieren.
Auch Besonderheiten könnten erfasst und digitalisiert werden. Sodass z.B. im ambulanten Dienst jeder Hauswirtschafter direkt weiß, worauf er bei der jeweiligen Person achten muss.
Textilpflege und Digitalisierung
Waschmaschinen lassen sich heutzutage vorprogrammieren, wann sie fertig sein sollen. Einige Modelle verbinden sich darüber hinaus mit dem WLAN und lassen sich per App starten.
Automatische Dosiersysteme sind in größeren Einrichtungen längst angekommen und sparen dadurch enorm an Kosten. Auch erkennen die Waschmaschinen automatisch die Menge der Ladung.
Chips die in die Kleidung eingearbeitet werden, helfen die Wäsche richtig nach Bewohner zu sortieren. Automatische Sortierregale können dies erfassen.
Ausbildung und Digitalisierung
Besonders wenn Du noch in der Ausbildung steckst, ist die Digitalisierung ein sehr nützlicher Prozess. Berichtshefte können statt per Hand nun auf dem PC geschrieben werden.
Leider habe ich hier mit Stand heute auch nach der aktuellen Ausbildungsverordnung keinen Hinweis gefunden, dass zumindest in NRW die Berichtshefte nun digital verfasst und abgegeben werden können. Ich hoffe dieser Zustand ändert sich bald. Denn andere Ausbildungsberufe sind längst soweit, dass die Berichte online geschrieben werden, wo auch der Ausbilder direkten Zugang und Möglichkeiten zur Korrektur hat. Der Bericht kann anschließend direkt an die Kammer übermittelt werden. Leider geht die Hauswirtschaft hier noch einen veralteten Weg. Das Berichtsheft muss ausgedruckt und als Ordner zur Prüfung abgegeben werden. Und rate mal wie oft ich danach noch in die Wochenberichte geschaut habe. Schade um das ganze Papier. Hier wäre eine Digitalisierung zwingend notwendig.
Marketing wird gerne dem Azubi übertragen. Hier kann er seiner Kreativität freien Lauf lassen. Und auch hier wirst Du mittels Software und Online Werbung noch mehr Menschen als zuvor erreichen. Die Auszubildenden lernen, sich Informationen aus dem Internet zu beschaffen und zu verarbeiten.
Auch besteht die Möglichkeit Lernsoftware zu nutzen. So könnten Leistungen über Programme abgefragt werden. Die Verbindung zwischen der Ausbildungsstätte, der Berufsschule und dem Azubi könnten gestärkt werden, indem man sich über die Lernsoftware direkt austauschen könnte. Der Azubi könnte darüber hinaus mittels Software Leistungen direkt checken und korrigieren lassen.
Mein Fazit
Die Digitalisierung ist ein wichtiger und hilfreicher Prozess, auch in der Hauswirtschaft. Vorneweg muss ich klar sagen, die Hauswirtschaft kann niemals insoweit automatisiert werden, dass es nur wenige Mitarbeiter bedarf. Die Hauswirtschaft ist und bleibt ein menschennaher Beruf. Und das macht ihn auch zu so einem schönen und wertvollen Job. Wir sind direkt für den Menschen da und kümmern uns. Betreuungsleistungen wie Essen anreichen oder Hilfe beim Anziehen können nicht automatisiert werden. Aber natürlich können wir die Prozesse drum herum optimieren und digitalisieren. Denn wo ich weniger Zeit verbringen muss um Speisenpläne zu schreiben oder Schichten einzuteilen, kann ich umso mehr Zeit am Menschen direkt verbringen und für ihn da sein. HauswirtschafterInnen z.B. in Seniorenheimen haben häufig Zeitdruck. Noch mehr Digitalisierung würde also einen entscheidenden Vorteil bringen, sodass wir wieder mehr Fokus auf die Betreuung legen können. Ich denke jedoch dass der Weg bis dahin noch länger dauern wird. Denn die Budgets sind häufig knapp bemessen, sodass es Jahre dauern kann bis alte Maschinen durch neue verknüpfte intelligente Systeme ersetzt werden. Ich bin hier sehr gespannt, wie es mit der Hauswirtschaft weitergeht und wünsche mir dass auch mit Blick auf die Anwerbung neuer Auszubildender der Beruf stärker digitalisiert wird. Das Arbeiten mithilfe modernster Technologien könnte einen guten Anreiz hierbei darstellen.
Über die Automatisierbarkeit des Jobs gibt es eine sehr interessante Zusammenfassung des Job-Futuromaten:
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